Textatelier
BLOG vom: 07.07.2013

Outlook: Die überfüllte Archivablage staut den E-Mail-Fluss

Autor: Walter Hess, Publizist, Biberstein AG/CH (Textatelier.com)
 
Soeben hat mein Outlook 2003 sein 10-Jahre-Jubiläum auf seine Art gefeiert: Der E-Mail-Verkehr kam vollständig zum Erliegen. Mach mal Pause! Wenn immer ich in der geöffneten Software mit der Maus etwas anklickte, verdunkelte ich die Seite: „Keine Rückmeldung“. Abenddämmerung. Ich schloss das Programm, startete es neu. Das Archiv sei nicht richtig geschlossen worden, wurde mitgeteilt, was einen Reparaturvorgang auslöste. Und dann stellte sich wieder das genau gleiche Absturzphänomen ein ... wenn immer ich etwas anklickte.
 
Da sonst alles tadellos lief, musste der Fehler in der Outlook-Weichware zu finden sein. Schon einige Tag vorher hatten sich gewisse Schwierigkeiten eingestellt. Und, an Erfahrungen gereift, wusste ich, dass das ARCHIV, in dem von Outlook alles abgelegt wird, an seine Kapazitätsgrenzen kam. Also startete ich zu einer umfangreichen Aufräumaktion, löschte alles überflüssige Zeug. Ich wusste, dass das Löschen platzmässig wenig verändert; denn die einzelnen Files werden nur als „gelöscht“ markiert, bleiben erhalten. Die Markierung dürfte eher Platz brauchen statt freigeben ... Also löschte ich die „gelöschten“ Objekte definitiv, startete die gesamte Computer-Maschinerie neu, zumal solch ein Ab- und Einschalten in der Regel einen reinigenden Effekt hat. Diesmal nicht.
 
Das Outlook schien von allen guten Geistern verlassen zu sein, eine total verklemmende und verklemmte Sache. Bei solchen Gelegenheiten erkennt man seine Abhängigkeit nicht nur von einem funktionierenden Computer, sondern sogar von einzelnen Softwaren. Wenn der Briefkasten bei unserer Haustür voll, ja überfüllt ist, findet unsere nette Pöstlerin Philippine Frühauf, die uns mit dem Elektrozweirad werktäglich fast geräuschlos bedient, immer einen Weg, um das Material noch irgendwo zu deponieren. Das gelingt der weniger ausgereiften Software nicht. Man sitzt vollständig auf dem Trockenen; das digitale Universum bleibt einem verschlossen, und eine Zauberformel wie „Sesam, öffne dich!“ ist nicht greifbar
 
Auf dem Weg Datei – Öffnen – Outlook-Dateien fand ich das übervolle .pst-File. Ich wollte es näher kennenlernen und schaute unter „Eigenschaften“ nach. Im Bereich „Eigenschaften allgemein“ fiel mir ein Button „Erweitert“ auf, was ich dahingehend interpretierte, hier gebe es Erweiterungsmöglichkeiten für zu kleine Files. In einem gewissen Sinne traf das zu: „Inhalt komprimieren, um Speicherplatz zu sparen“, hiess es da, eine Idee, die ich nach 1 Tag vergeblichen Mühens gierig umsetzte. Der Kompressionsvorgang wurde ausgelöst. Ich schloss das Programm, startete es neu, und während fast einer halben Stunde mühte sich die Software ab, sich auf die komprimierten Files einzustellen. Und dadurch war das Wunder passiert. Das Outlook hatte seine Auszeit überwunden, arbeitete blitzartig, wie einst.
 
Ein besonderes Merkmal meines Daseins ist es, häufig von Platzproblemen gebremst zu werden. Der Platz für den ständigen Ausbau meiner Bibliothek war nie in genügender Menge aufzutreiben. Beim Zeitungs- und Zeitschriftenschreiben war die Zeilenzahl aus Gestaltungsgründen limitiert (Gestaltung geht über Inhalt), und wenn mehr Seiten produziert werden, steigen Produktions-, Papier-, Druck- und Verteilungskosten. Mein Platzbedarf platzte immer aus allen Nähten, und so war ich denn überglücklich, im Computer und dem damit verbundenen Internet am ständig wachsenden Angebot teilhaben zu dürfen. Plötzlich konnte ich unbeschränkt drauflos schreiben, ein befreiendes Gefühl. Aber das Outlook-Archiv rief in Erinnerung, dass es doch irgendwo immer Grenzen gibt, auch bei der Ausdehnung des Wissens.
 
Und schon wieder muss verdichtet werden, wobei die Dichtkunst damit nichts zu tun hat. Dabei ist mir schon klar, dass diese Verdichtung keine Lösung ist, die auf ewige Zeiten Bestand hat. Auch zusammengepresste Files füllen, wenn auch verlangsamt, den zur Verfügung stehenden Platz allmählich wieder auf. Also muss ein neues, leeres Archiv-File bereitgestellt werden.
 
Es gelang mir nicht, ein solches zu kreieren. Ob das mit einer wenig benutzerfreundlichen Software oder mit meinem Mangel an technischem Verständnis zu tun hat, kann ich nicht beurteilen. Ich fertigte eine Kopie des bestehenden Outlook-Archiv-Files an – im Bestreben, es zu öffnen und den Inhalt zu löschen. Doch ist es mir bisher nicht einmal gelungen, das File zu öffnen.
 
Per Ferndiagnose und -behandlung hilft mir mein Bruder Rolf weiter. Dank Outlook und dem damit ermöglichten E-Mail-Verkehr lassen sich Probleme lösen, die man ohne Outlook nicht hätte.
 
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